06.05.2021
IFN - Pressegespräch live von der interzum:
Axel Groh, Vorsitzender des Vorstands der Initiative Furnier + Natur e.V., anlässlich des digitalen IFN-Presse-Round-Tables, am 6. Mai 2021
Derzeit kommen viele Gesetze, Nachbesserungen und Aktivitäten zusammen, die unserem Werkstoff Holz starken Rückenwind geben. So ist nun Realität, was vor ein paar Jahren noch der Traum von Umweltaktivisten war: Ein Klimagesetz für die Europäische Union. Ende April 2021 wurde von der EU das erste Klimagesetz für Europa auf den Weg gebracht. Damit ist rechtlich verbindlich, dass die Europäische Union ihre 27 Volkswirtschaften in den kommenden 30 Jahren auf CO2-freie Industrien, CO2-freie Strom- und Wärmeerzeugung, auf Elektro- und Wasserstoffautos sowie eine klimafreundliche Bau- und Landwirtschaft umstellen muss. Mindestens 55 Prozent CO2-Minderung ist bis 2030 im Vergleich zu 1990 vorgeschrieben. Nachdem die USA zwischenzeitlich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten waren, hat die neue US-Regierung mit ihrem Präsidenten Joe Biden am „Tag der Erde“ durch den Wiedereintritt und die Verdoppelung der ursprünglichen Ziele ebenfalls ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz gesetzt. Auf der virtuellen Klimakonferenz haben sich zudem 40 weitere Staats- und Regierungschefs zu einem energischen Vorgehen gegen die Klimaerwärmung bekannt. Auch China will bis 2060 klimaneutral werden.
Aus der Sicht der Furnierwirtschaft sind diese Absichten und Gesetze ein guter Anfang. Gut an ihnen ist, dass sie regelmäßig nachgebessert werden können, denn ohne Nachbesserung und damit Tempo kann die maximale 2°C Erderwärmung bis 2100 nicht erreicht werden. Kontrovers am EU- Klimagesetz ist außerdem die Einbeziehung der natürlichen Senken. Für die einen ist die Berücksichtigung der CO2-Speicherung in Wäldern, Böden und Mooren ein Ansporn zu mehr nachhaltiger Forstwirtschaft, für die anderen eine künstliche Verbesserung der Gesamtbilanz. Fakt ist, Europas Wälder müssen wieder in einen besseren Zustand gebracht werden. Ihre Klimaleistung wird dadurch erhöht. Die Wechselwirkung von Trockenheit, Stürmen, Bränden und schädlichen Insekten hat inzwischen ein neues Waldsterben ausgelöst. Betroffen sind hauptsächlich Fichtenbestände, aber auch mehr und mehr Laubbäume. Die Transformation der Wälder ist eine ökologische Notwendigkeit und eine forstwirtschaftliche Chance. Klimagerechte Wälder sollen und können dann auch möglichst viel Nutzholz liefern. Eine erhöhte Holznutzung gehört bekanntlich auch zur Umsetzung der Klimastrategie. Die Furnierbranche begrüßt daher auch die historische Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Verschärfung des 2019 beschlossenen deutschen Klimaschutzgesetzes. Es muss schneller gehen, um die Freiheitsrechte der künftigen Generationen zu schützen. Wir müssen jetzt beginnen die Treibhausgase zu reduzieren. Unsere heutigen Freiheiten dürfen den kommenden Generationen nicht deren Freiheiten nehmen. Die gestrige Ankündigung, den Klimaschutz jetzt zu beschleunigen, begrüßen wir.
Zum Maßnahmenpaket des Green Deal und neuen Klimagesetzes gehört auch, dass die EU mehr Geld in nachhaltige Technologien und Aktivitäten lenken wird. Diese sogenannte EU-Taxonomie soll ab Ende 2021 auch zu einem nachhaltigen Finanzsystem der EU beitragen. Aber auch hier sind sich die Interessengruppen nicht über die dort definierte „Nachhaltigkeit“ einig. Während die Umweltverbände das industrielle Verbrennen von Holz als klimaschädlich ansehen, ist die Gewinnung von Bioenergie für die anderen von Natur aus CO2 neutral. Unabhängig von Interessengruppen oder Staaten ist die stoffliche Nutzung von Holz doch jeder thermischen vorzuziehen. Das belegt auch der Klimabericht der Weltwetterorganisation (WMO): Im Jahr 2020 hat die Konzentration von Treibhausgasen - trotz des pandemiebedingten Wirtschaftseinbruchs - einen neuen Höchststand erreicht.
Zu guter Letzt freut sich die Furnierbranche auf die Ergebnisse des Ende April gegründeten ersten bundesweiten „Bürgerrats für Klimapolitik“ unter der Schirmherrschaft unseres ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Hier werden 160 Bürger:innen, darunter auch sogenannte Klimakritiker, nach Ideen und Lösungen für das Klima gefragt. Die Ergebnisse sollen in diesem Herbst allen Parteien des Bundestages vorgestellt werden. Wir glauben an den Erfindungsreichtum der Menschen und sehen in dieser Aktion auch einen Schulterschluss mit der globalen Fridays-For-Future-Bewegung. Diese hat uns seit 2018 immer mehr klar gemacht, dass die Menschen eine effektivere Klimapolitik mit mehr Nachhaltigkeit erwarten. Die Menschen haben ihrerseits erkannt, dass sie selbst Verantwortung tragen. Es ist endlich Bewegung in die Klimapolitik gekommen. Das ist ganz in unserem Sinne.
Holz ist genial
Deutschland hat rund 33 Prozent Waldfläche mit rund 90 Milliarden Bäumen. Auf jeden der rund 83 Millionen Bundesbürger entfallen damit 1.084 Bäume. In Österreich kommen 384 Bäume auf einen Menschen und in der Schweiz 66. Holz gehört zu den ältesten vom Menschen verwendeten Materialien und vieles spricht dafür, dass Holz das wichtigste Material des 21. Jahrhunderts werden kann. Alle Studien sind sich einig: Aus Klimaschutzsicht ist die Nutzung des Forstes einer Nichtnutzung vorzuziehen. Dies liegt daran, dass die Substitutionseffekte das Gesamtpotential der Kohlenstoffspeicherung wesentlich mehr beeinflussen als die alleinige Speicherleistung des Waldes. Dass Holz CO2 aus der Atmosphäre zieht und den Kohlenstoff speichert, ist uns übrigens seit 220 Jahren bekannt. Wälder sind die grüne Lunge unserer Erde und wirken als Kohlenstoffsenke im Klimasystem. Um die Atmosphäre langfristig vom gespeicherten CO2 zu entlasten, ist es wichtig den Wald weiterhin nachhaltig zu bewirtschaften, mit standortangepassten Baumarten aufzuforsten, sowie Holzprodukte herzustellen und diese auch zu verbreiten - nicht nur in Deutschland, sondern global. Allein zwanzig Prozent der global ausgestoßenen Treibhausgase kommen beim Bauen mit mineralischen Baustoffen zustande. Der organische Baustoff Holz verursacht das nicht. Holz ist ein wertvolles Geschenk der Evolution. Mit umsichtigen Verhalten, dem Kauf von Holzprodukten und der Umstellungen von fossilen auf erneuerbare Energien, kann jeder zur Verlangsamung des Klimawandels beitragen.
Holzeinschlag hoch - Qualitäten schlechter
2019 stieg das Marktvolumen für unseren ökologisch-nachhaltigen Werkstoff in vielen europäischen Ländern und auch in Deutschland an. Die Zahlen des statistischen Bundesamtes für 2020 liegen noch nicht vor. Wir rechnen allerdings mit einem deutlichen Exportrückgang und rückläufigen Verkaufszahlen in verschiedenen Bereichen, vor allem in einer der Schlüsselindustrien, der Automobilfertigung. Andererseits konnten wir im ersten Pandemiejahr in der Möbelindustrie, im Möbelhandwerk, im Innenausbau und auch bei Architekturprojekten Furnier sehr erfolgreich liefern. Zum 2020 Erfolg unserer Branche tragen zudem eine Fülle von alltäglichen bis extravaganten Lifestyleprodukten aus und mit Furnier bei. Auch für 2021 erwartet die Furnierwirtschaft kein schlechtes Jahr. Allerdings kommt es vermehrt zu Schwierigkeiten in unserer Rohholzbeschaffung.
Im Jahr 2020 wurden in den deutschen Wäldern 80,4 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. Damit erreichte der Holzeinschlag einen neuen Rekordwert. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist diese Entwicklung durch vermehrte Waldschäden infolge des durch Trockenheit und Hitze begünstigten Insektenbefalls begründet. Damit hat sich der Schadholzeinschlag seit dem Jahr 2017 fast verfünffacht. Sowohl die Menge des Schadholzeinschlags als auch sein Anteil am Gesamtholzeinschlag in Höhe von fast drei Vierteln.
Durch die klimatischen Veränderungen kommt es also zu einem reduzierten Einschlag von hochwertigem Rundholz, wodurch die verfügbare Menge an frischer Stammware dramatisch abgenommen hat und weiter abnehmen wird. Das liegt vor allem daran, dass die Forstwirtschaft ihre Arbeitskapazitäten auf das Fällen von sogenanntem Schadholz konzentrieren muss. Einher damit geht ein enormer Ertragsverlust für die Waldbesitzer, allen voran für den Staat und die Kommunen. Hinzu kommt bei der diesjährigen Ernte, dass der europäische Beschaffungsmarkt Corona-bedingt teilweise geschlossen war. Daher musste die Furnierindustrie schlechtere und auch teurere Qualitäten vor allem bei der Eiche hinnehmen. Alles in allem wird sich die Holzwirtschaft in manchen Teilbranchen durch die zunehmende Verknappung auch an zusätzliche Preissteigerungen gewöhnen müssen. Durch die hohe Wertschöpfung unserer Furnierbranche bieten wir den Waldbesitzern die mit Abstand höchsten Preise für deren Bäume und fördern somit die nachhaltige Einzelbaumnutzung. Dies ist ein wichtiger Beitrag um stabile, altersabgestufte Mischwälder zu unterhalten und zukunftsorientiert, aber auch ertragsorientiert zu bewirtschaften. Die teuersten Objekte und Produkte, die wie Holz aussehen sind aus Furnier gefertigt. Denken Sie an Musikinstrumente, Möbel, Automotive, Schiffe, Flugzeuge, Hotels, Parlamente, Bibliotheken oder Konzertsäle.
Furnier ist Trendmaterial 2021
Furnier ist das Trendmaterial 2021. Es ist nachhaltig, ökologisch und die sparsamste Nutzung der Ressource Holz.
Die Eiche ist das absatzstärkste Furnier und toppt noch alle anderen Furniere. Eichenfurnier ist in seinen natürlichen Farbnuancen von hell bis mittelbraun besonders gefragt. Beliebt sind Rift-Schnitte und Qualitäten in Balkeneiche, bei der man Äste, Risse und andere natürliche Verwachsungen erkennt. Es punktet im dunklen Farbspektrum, die geräucherte Eiche. Seltener nachgefragt, aber höchst individuell ist das Furnier der rötlich-braunen mediterranen Steineiche.
Durch ihre besondere Herkunft und Qualität erfreuen sich auch Mooreichenfurniere und Furniere aus den venezianischen „Briccole“, den langen Eichenstämmen, an denen Schiffe in der Lagune anlegen können, großer Beliebtheit. Diese sind über Jahre Meerwasser, Muscheln und Würmern ausgesetzt und bekommen dadurch ihren ganz besonderen Charakter mit Löchern und Gängen. Früher wurden die Eichenstämme nach rund 25 Jahren einfach entsorgt. Heute schätzen die Menschen ihre Geschichte, ihre Einzigartigkeit und ihren Wert.
Neben der Eiche behaupten sich das helle Holz des Ahorns, der mittel- bis dunkelbraune und elegante amerikanische Nussbaum und die ruhige und gelblich-helle Birke. Ebenso wächst die Nachfrage nach europäischem Eschenfurnier und auch die rötlich anklingenden Buchenfurniere behaupten sich wieder deutlicher im Markt.
Bei exotischen Hölzern gibt es eine ganze Reihe bedrohter und heute glücklicherweise geschützter Holzarten. Zu solchen zählen beispielsweise Palisander, Wengé oder Zebrano. Alle Furnierhersteller setzen sich für deren Schutz und Erhalt im tropischen Wald ein. Unsere Mitgliedsunternehmen können die Furniere bedrohter Baumarten nun auf Pappel- oder Lindenholz originalgetreu reproduzieren. So können diese geschützten Hölzer weiterhin mit ihrer natürlichen Schönheit begeistern und gesetzeskonform auf Schränken oder Sideboards zum Einsatz kommen.
Eine weitere Innovation ist ein Furnier, welches mit einem Textilträger verbunden wird und anschließend gelasert wird. So entsteht eine fein perforierte und dynamische Oberfläche. Dieses Furnier ist weich wie Leder, aber vegan und nachhaltig. Es eignet sich auch als Bezugsstoff für Polstermöbel.
Auffällig ist eine steigende Nachfrage der internationalen Möbelindustrie nach Nadelholzfurnieren. Hier sind es Lärche, Kiefer und Tanne, die vermehrt zu Furnier verarbeitet werden. Diese Entwicklung zeigt die wachsende Bedeutung von echten und ökologischen Naturmaterialien für Endkunden auch im eher günstigen Möbelsegment.
Furnier hat eine großartige Zukunft. Es ist für alle, die verantwortungsvoll handeln wollen die Nummer eins bei der Materialauswahl.
Die interzum @home
Die interzum ist der „Kreißsaal“ für die Möbel- und Einrichtungsindustrie, für Schraube, Beschlag, Oberfläche, für Licht im Möbel, für kratzfeste oder antibakterielle Oberflächen und für den Klassiker, das Carpaccio des Holzes, Furnier. Unter dem IFN-Dach präsentieren sich knapp 20 internationale Mitgliedsunternehmen mit ihren klassischen Furnieren, Furnierprodukten und Neuheiten. Die IFN-Mitgliedsfirmen sind:
Präsenzmessen werden wiederkommen, aber der digitale Anspruch an alle Aussteller und deren Produkte wird bleiben. Die Furnierbranche hatte sich mit ihrer Teilnahme an der interzum @home entschlossen, die durch die Pandemie beschleunigte digitale Transformation anzunehmen. Nach drei Tagen sind wir mit dem digitalen netzwerken und den neuen Kontakten zufrieden.
Initiative Furnier + Natur (IFN)
Die Initiative Furnier + Natur (IFN) e.V. wurde 1996 von der deutschen Furnierwirtschaft und ihren Partnern gegründet. Heute wird sie von europäischen Unternehmen aus der Furnierindustrie, dem Handel und der furnierverarbeitenden Industrie sowie Fachverbänden der Holzwirtschaft getragen. Ziel des Vereins ist die Förderung des natürlichen Werkstoff- Allrounders Furnier. Die IFN ist ein internationaler Verband, der neben deutschen ordentlichen Mitgliedern auch Mitglieder aus Belgien, Österreich, der Schweiz, der Slowakei, aus Estland, Schweden und aus Slowenien hat.
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IFN - Pressegespräch live von der interzum:
Klimaschutz ist jetzt -
Holz ist genial -
Furnier ist das Trendmaterial 2021
Axel Groh, Vorsitzender des Vorstands der Initiative Furnier + Natur e.V., anlässlich des digitalen IFN-Presse-Round-Tables, am 6. Mai 2021
Derzeit kommen viele Gesetze, Nachbesserungen und Aktivitäten zusammen, die unserem Werkstoff Holz starken Rückenwind geben. So ist nun Realität, was vor ein paar Jahren noch der Traum von Umweltaktivisten war: Ein Klimagesetz für die Europäische Union. Ende April 2021 wurde von der EU das erste Klimagesetz für Europa auf den Weg gebracht. Damit ist rechtlich verbindlich, dass die Europäische Union ihre 27 Volkswirtschaften in den kommenden 30 Jahren auf CO2-freie Industrien, CO2-freie Strom- und Wärmeerzeugung, auf Elektro- und Wasserstoffautos sowie eine klimafreundliche Bau- und Landwirtschaft umstellen muss. Mindestens 55 Prozent CO2-Minderung ist bis 2030 im Vergleich zu 1990 vorgeschrieben. Nachdem die USA zwischenzeitlich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten waren, hat die neue US-Regierung mit ihrem Präsidenten Joe Biden am „Tag der Erde“ durch den Wiedereintritt und die Verdoppelung der ursprünglichen Ziele ebenfalls ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz gesetzt. Auf der virtuellen Klimakonferenz haben sich zudem 40 weitere Staats- und Regierungschefs zu einem energischen Vorgehen gegen die Klimaerwärmung bekannt. Auch China will bis 2060 klimaneutral werden.
Aus der Sicht der Furnierwirtschaft sind diese Absichten und Gesetze ein guter Anfang. Gut an ihnen ist, dass sie regelmäßig nachgebessert werden können, denn ohne Nachbesserung und damit Tempo kann die maximale 2°C Erderwärmung bis 2100 nicht erreicht werden. Kontrovers am EU- Klimagesetz ist außerdem die Einbeziehung der natürlichen Senken. Für die einen ist die Berücksichtigung der CO2-Speicherung in Wäldern, Böden und Mooren ein Ansporn zu mehr nachhaltiger Forstwirtschaft, für die anderen eine künstliche Verbesserung der Gesamtbilanz. Fakt ist, Europas Wälder müssen wieder in einen besseren Zustand gebracht werden. Ihre Klimaleistung wird dadurch erhöht. Die Wechselwirkung von Trockenheit, Stürmen, Bränden und schädlichen Insekten hat inzwischen ein neues Waldsterben ausgelöst. Betroffen sind hauptsächlich Fichtenbestände, aber auch mehr und mehr Laubbäume. Die Transformation der Wälder ist eine ökologische Notwendigkeit und eine forstwirtschaftliche Chance. Klimagerechte Wälder sollen und können dann auch möglichst viel Nutzholz liefern. Eine erhöhte Holznutzung gehört bekanntlich auch zur Umsetzung der Klimastrategie. Die Furnierbranche begrüßt daher auch die historische Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Verschärfung des 2019 beschlossenen deutschen Klimaschutzgesetzes. Es muss schneller gehen, um die Freiheitsrechte der künftigen Generationen zu schützen. Wir müssen jetzt beginnen die Treibhausgase zu reduzieren. Unsere heutigen Freiheiten dürfen den kommenden Generationen nicht deren Freiheiten nehmen. Die gestrige Ankündigung, den Klimaschutz jetzt zu beschleunigen, begrüßen wir.
Zum Maßnahmenpaket des Green Deal und neuen Klimagesetzes gehört auch, dass die EU mehr Geld in nachhaltige Technologien und Aktivitäten lenken wird. Diese sogenannte EU-Taxonomie soll ab Ende 2021 auch zu einem nachhaltigen Finanzsystem der EU beitragen. Aber auch hier sind sich die Interessengruppen nicht über die dort definierte „Nachhaltigkeit“ einig. Während die Umweltverbände das industrielle Verbrennen von Holz als klimaschädlich ansehen, ist die Gewinnung von Bioenergie für die anderen von Natur aus CO2 neutral. Unabhängig von Interessengruppen oder Staaten ist die stoffliche Nutzung von Holz doch jeder thermischen vorzuziehen. Das belegt auch der Klimabericht der Weltwetterorganisation (WMO): Im Jahr 2020 hat die Konzentration von Treibhausgasen - trotz des pandemiebedingten Wirtschaftseinbruchs - einen neuen Höchststand erreicht.
Zu guter Letzt freut sich die Furnierbranche auf die Ergebnisse des Ende April gegründeten ersten bundesweiten „Bürgerrats für Klimapolitik“ unter der Schirmherrschaft unseres ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Hier werden 160 Bürger:innen, darunter auch sogenannte Klimakritiker, nach Ideen und Lösungen für das Klima gefragt. Die Ergebnisse sollen in diesem Herbst allen Parteien des Bundestages vorgestellt werden. Wir glauben an den Erfindungsreichtum der Menschen und sehen in dieser Aktion auch einen Schulterschluss mit der globalen Fridays-For-Future-Bewegung. Diese hat uns seit 2018 immer mehr klar gemacht, dass die Menschen eine effektivere Klimapolitik mit mehr Nachhaltigkeit erwarten. Die Menschen haben ihrerseits erkannt, dass sie selbst Verantwortung tragen. Es ist endlich Bewegung in die Klimapolitik gekommen. Das ist ganz in unserem Sinne.
Holz ist genial
Deutschland hat rund 33 Prozent Waldfläche mit rund 90 Milliarden Bäumen. Auf jeden der rund 83 Millionen Bundesbürger entfallen damit 1.084 Bäume. In Österreich kommen 384 Bäume auf einen Menschen und in der Schweiz 66. Holz gehört zu den ältesten vom Menschen verwendeten Materialien und vieles spricht dafür, dass Holz das wichtigste Material des 21. Jahrhunderts werden kann. Alle Studien sind sich einig: Aus Klimaschutzsicht ist die Nutzung des Forstes einer Nichtnutzung vorzuziehen. Dies liegt daran, dass die Substitutionseffekte das Gesamtpotential der Kohlenstoffspeicherung wesentlich mehr beeinflussen als die alleinige Speicherleistung des Waldes. Dass Holz CO2 aus der Atmosphäre zieht und den Kohlenstoff speichert, ist uns übrigens seit 220 Jahren bekannt. Wälder sind die grüne Lunge unserer Erde und wirken als Kohlenstoffsenke im Klimasystem. Um die Atmosphäre langfristig vom gespeicherten CO2 zu entlasten, ist es wichtig den Wald weiterhin nachhaltig zu bewirtschaften, mit standortangepassten Baumarten aufzuforsten, sowie Holzprodukte herzustellen und diese auch zu verbreiten - nicht nur in Deutschland, sondern global. Allein zwanzig Prozent der global ausgestoßenen Treibhausgase kommen beim Bauen mit mineralischen Baustoffen zustande. Der organische Baustoff Holz verursacht das nicht. Holz ist ein wertvolles Geschenk der Evolution. Mit umsichtigen Verhalten, dem Kauf von Holzprodukten und der Umstellungen von fossilen auf erneuerbare Energien, kann jeder zur Verlangsamung des Klimawandels beitragen.
Holzeinschlag hoch - Qualitäten schlechter
2019 stieg das Marktvolumen für unseren ökologisch-nachhaltigen Werkstoff in vielen europäischen Ländern und auch in Deutschland an. Die Zahlen des statistischen Bundesamtes für 2020 liegen noch nicht vor. Wir rechnen allerdings mit einem deutlichen Exportrückgang und rückläufigen Verkaufszahlen in verschiedenen Bereichen, vor allem in einer der Schlüsselindustrien, der Automobilfertigung. Andererseits konnten wir im ersten Pandemiejahr in der Möbelindustrie, im Möbelhandwerk, im Innenausbau und auch bei Architekturprojekten Furnier sehr erfolgreich liefern. Zum 2020 Erfolg unserer Branche tragen zudem eine Fülle von alltäglichen bis extravaganten Lifestyleprodukten aus und mit Furnier bei. Auch für 2021 erwartet die Furnierwirtschaft kein schlechtes Jahr. Allerdings kommt es vermehrt zu Schwierigkeiten in unserer Rohholzbeschaffung.
Im Jahr 2020 wurden in den deutschen Wäldern 80,4 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. Damit erreichte der Holzeinschlag einen neuen Rekordwert. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist diese Entwicklung durch vermehrte Waldschäden infolge des durch Trockenheit und Hitze begünstigten Insektenbefalls begründet. Damit hat sich der Schadholzeinschlag seit dem Jahr 2017 fast verfünffacht. Sowohl die Menge des Schadholzeinschlags als auch sein Anteil am Gesamtholzeinschlag in Höhe von fast drei Vierteln.
Durch die klimatischen Veränderungen kommt es also zu einem reduzierten Einschlag von hochwertigem Rundholz, wodurch die verfügbare Menge an frischer Stammware dramatisch abgenommen hat und weiter abnehmen wird. Das liegt vor allem daran, dass die Forstwirtschaft ihre Arbeitskapazitäten auf das Fällen von sogenanntem Schadholz konzentrieren muss. Einher damit geht ein enormer Ertragsverlust für die Waldbesitzer, allen voran für den Staat und die Kommunen. Hinzu kommt bei der diesjährigen Ernte, dass der europäische Beschaffungsmarkt Corona-bedingt teilweise geschlossen war. Daher musste die Furnierindustrie schlechtere und auch teurere Qualitäten vor allem bei der Eiche hinnehmen. Alles in allem wird sich die Holzwirtschaft in manchen Teilbranchen durch die zunehmende Verknappung auch an zusätzliche Preissteigerungen gewöhnen müssen. Durch die hohe Wertschöpfung unserer Furnierbranche bieten wir den Waldbesitzern die mit Abstand höchsten Preise für deren Bäume und fördern somit die nachhaltige Einzelbaumnutzung. Dies ist ein wichtiger Beitrag um stabile, altersabgestufte Mischwälder zu unterhalten und zukunftsorientiert, aber auch ertragsorientiert zu bewirtschaften. Die teuersten Objekte und Produkte, die wie Holz aussehen sind aus Furnier gefertigt. Denken Sie an Musikinstrumente, Möbel, Automotive, Schiffe, Flugzeuge, Hotels, Parlamente, Bibliotheken oder Konzertsäle.
Furnier ist Trendmaterial 2021
Furnier ist das Trendmaterial 2021. Es ist nachhaltig, ökologisch und die sparsamste Nutzung der Ressource Holz.
Die Eiche ist das absatzstärkste Furnier und toppt noch alle anderen Furniere. Eichenfurnier ist in seinen natürlichen Farbnuancen von hell bis mittelbraun besonders gefragt. Beliebt sind Rift-Schnitte und Qualitäten in Balkeneiche, bei der man Äste, Risse und andere natürliche Verwachsungen erkennt. Es punktet im dunklen Farbspektrum, die geräucherte Eiche. Seltener nachgefragt, aber höchst individuell ist das Furnier der rötlich-braunen mediterranen Steineiche.
Durch ihre besondere Herkunft und Qualität erfreuen sich auch Mooreichenfurniere und Furniere aus den venezianischen „Briccole“, den langen Eichenstämmen, an denen Schiffe in der Lagune anlegen können, großer Beliebtheit. Diese sind über Jahre Meerwasser, Muscheln und Würmern ausgesetzt und bekommen dadurch ihren ganz besonderen Charakter mit Löchern und Gängen. Früher wurden die Eichenstämme nach rund 25 Jahren einfach entsorgt. Heute schätzen die Menschen ihre Geschichte, ihre Einzigartigkeit und ihren Wert.
Neben der Eiche behaupten sich das helle Holz des Ahorns, der mittel- bis dunkelbraune und elegante amerikanische Nussbaum und die ruhige und gelblich-helle Birke. Ebenso wächst die Nachfrage nach europäischem Eschenfurnier und auch die rötlich anklingenden Buchenfurniere behaupten sich wieder deutlicher im Markt.
Bei exotischen Hölzern gibt es eine ganze Reihe bedrohter und heute glücklicherweise geschützter Holzarten. Zu solchen zählen beispielsweise Palisander, Wengé oder Zebrano. Alle Furnierhersteller setzen sich für deren Schutz und Erhalt im tropischen Wald ein. Unsere Mitgliedsunternehmen können die Furniere bedrohter Baumarten nun auf Pappel- oder Lindenholz originalgetreu reproduzieren. So können diese geschützten Hölzer weiterhin mit ihrer natürlichen Schönheit begeistern und gesetzeskonform auf Schränken oder Sideboards zum Einsatz kommen.
Eine weitere Innovation ist ein Furnier, welches mit einem Textilträger verbunden wird und anschließend gelasert wird. So entsteht eine fein perforierte und dynamische Oberfläche. Dieses Furnier ist weich wie Leder, aber vegan und nachhaltig. Es eignet sich auch als Bezugsstoff für Polstermöbel.
Auffällig ist eine steigende Nachfrage der internationalen Möbelindustrie nach Nadelholzfurnieren. Hier sind es Lärche, Kiefer und Tanne, die vermehrt zu Furnier verarbeitet werden. Diese Entwicklung zeigt die wachsende Bedeutung von echten und ökologischen Naturmaterialien für Endkunden auch im eher günstigen Möbelsegment.
Furnier hat eine großartige Zukunft. Es ist für alle, die verantwortungsvoll handeln wollen die Nummer eins bei der Materialauswahl.
Die interzum @home
Die interzum ist der „Kreißsaal“ für die Möbel- und Einrichtungsindustrie, für Schraube, Beschlag, Oberfläche, für Licht im Möbel, für kratzfeste oder antibakterielle Oberflächen und für den Klassiker, das Carpaccio des Holzes, Furnier. Unter dem IFN-Dach präsentieren sich knapp 20 internationale Mitgliedsunternehmen mit ihren klassischen Furnieren, Furnierprodukten und Neuheiten. Die IFN-Mitgliedsfirmen sind:
- Balti Spoon/Moehring-group
- decospan
- Europlac, S.R.O. - Röhr GmbH
- Fritz Kohl GmbH & Co KG
- Furwa Furnierkanten GmbH
- HWB Furniere und Holzwerkstoffe GmbH
- J. und A. Frischeis GmbH
- Josef Grabner Furniere GmbH
- Kirchgasser Furniere GmbH
- Koch GmbH Furniere und Edelhölzer
- Koppensteiner Furniere GmbH & Co. KG
- Lubelski Fornir/Moehring-group
- M. Kaindl OG
- Roser AG
- Schorn & Groh GmbH
- Ulrich/IVC Group
- Wehmeyer GmbH & Co KG
- Wilfried Koch KG
Präsenzmessen werden wiederkommen, aber der digitale Anspruch an alle Aussteller und deren Produkte wird bleiben. Die Furnierbranche hatte sich mit ihrer Teilnahme an der interzum @home entschlossen, die durch die Pandemie beschleunigte digitale Transformation anzunehmen. Nach drei Tagen sind wir mit dem digitalen netzwerken und den neuen Kontakten zufrieden.
Initiative Furnier + Natur (IFN)
Die Initiative Furnier + Natur (IFN) e.V. wurde 1996 von der deutschen Furnierwirtschaft und ihren Partnern gegründet. Heute wird sie von europäischen Unternehmen aus der Furnierindustrie, dem Handel und der furnierverarbeitenden Industrie sowie Fachverbänden der Holzwirtschaft getragen. Ziel des Vereins ist die Förderung des natürlichen Werkstoff- Allrounders Furnier. Die IFN ist ein internationaler Verband, der neben deutschen ordentlichen Mitgliedern auch Mitglieder aus Belgien, Österreich, der Schweiz, der Slowakei, aus Estland, Schweden und aus Slowenien hat.
furnier.de